Herzinfarkt
Ein Herzinfarkt (Myokardinfarkt) entsteht, wenn sich ein Blutgefäss des Herzmuskels (Herzkrankgefäss) verschliesst. Hier erfahren Sie alles Wichtige zu Ursachen, Warnsignalen, Behandlungsmöglichkeiten und Erster Hilfe bei Herzinfarkt.
Den Herzinfarkt erkennen und richtig reagieren
Der Herzinfarkt ist eine Notfallsituation. Bei einem Herzinfarkt liegt ein teilweiser oder kompletter Verschluss eines Herzkranzgefässes vor, wodurch Teile des Herzmuskels keinen Sauerstoff erhalten und nach kurzer Zeit absterben. Der Herzinfarkt ist lebensbedrohlich, weshalb rasch reagiert werden muss. Die Ursache dafür ist meist eine koronare Herzkrankheit.
Der Herzinfarkt ist die Folge einer Erkrankung der Herzkranzgefässe (koronare Herzkrankheit). Herzkranzgefässe sind diejenigen Arterien, die den Herzmuskel mit Blut und Sauerstoff versorgen. Der jahrelange Prozess der Arteriosklerose führt dazu, dass sich in der Wand der Herzkranzgefässe Blutfette und später Kalk einlagern, was zur Bildung von Belag in der Innenschicht der Gefässe führt, den sogenannten Plaques.
Diese Plaques engen den Innenraum der Gefässe ein. Die Oberfläche einer Plaque kann unvorhersehbar aufbrechen, Plaque-Material kommt dadurch mit dem Blut im Gefäss in Kontakt, was zur Bildung eines Blutgerinnsels (Thrombus) führt. Dieses Gerinnsel engt den Innenraum des Gefässes zusätzlich ein oder verschliesst das Gefäss sogar vollständig. Der von diesem Gefäss versorgte Herzmuskelteil erhält nun kein Blut und damit auch keinen Sauerstoff mehr und stirbt nach wenigen Stunden ab.
Während einer solchen Durchblutungsstörung können lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen mit Herzkreislaufstillstand auftreten. Ein Herzkreislaufstillstand muss sofort mit Wiederbelebungsmassnahmen behoben werden. Anschliessend muss das fast oder ganz verschlossene Herzkranzgefäss möglichst innert weniger als zwei bis vier Stunden wieder vollständig geöffnet werden, um den Blutfluss zu normalisieren.
Was Sie über den Herzinfarkt wissen müssen
Betroffene erleben den Herzinfarkt oft folgendermassen:
heftiger Druck und klemmende, beengende oder brennende Schmerzen in der Brust (Dauer länger als 15 Minuten), oft verbunden mit Atemnot und Todesangst
manchmal Ausstrahlung des Schmerzes in den ganzen Brustkasten, gegen beide Schultern, Arme, den Hals, Unterkiefer oder Oberbauch
mögliche Begleitsymptome sind blasse, fahle Gesichtsfarbe, Übelkeit, Schwäche, Schweissausbruch, Atemnot, unregelmässiger Puls
der Schmerz ist unabhängig von Körperbewegungen oder der Atmung und verschwindet auch nach Einnahme des Medikamentes Nitroglyzerin nicht
Bei Frauen, Diabetikern und älteren Patienten können folgende Symptome als alleinige Warnsignale auftreten: Atemnot, unerklärliche Übelkeit und Erbrechen, Druck in Brust, Rücken oder Bauch.
Ein Herzinfarkt ist ein Notfall und verlangt sofortiges Handeln! Alarmieren Sie den Notruf 144.
Ist die Person nicht ansprechbar und zeigt keine Atmung, beginnen Sie sofort mit der Herzdruckmassage und fahren Sie weiter, bis der Rettungsdienst eintrifft.
Ein akuter Herzinfarkt kann mittels EKG und Blutuntersuchungen nachgewiesen werden. Eine Koronarangiographie liefert die endgültige Diagnose. Bei einem Herzinfarkt muss das verschlossene Gefäss so rasch wie möglich wieder geöffnet werden, um die Durchblutung des Herzmuskels wiederherzustellen. Neben Medikamenten, die das Blutgerinnsel auflösen, ist eine sofortige Koronarangioplastie in einem entsprechend ausgerüsteten Spital angesagt. Das verschlossene Gefäss wird durch einen Ballonkatheter wieder aufgedehnt und anschliessend mit einem Stent stabilisiert.
Nach einem Herzinfarkt gilt es, die körperliche Leistungsfähigkeit wiederaufzubauen und das Vertrauen in den Körper zurückzugewinnen. Meist findet dies im Rahmen einer strukturierten Rehabilitation statt. In einer Rehabilitation lernen Betroffene zudem, wie sie mit einem gesunden Lebensstil und einer allfälligen Veränderung der Lebenssituation einen weiteren Herzinfarkt verhindern können. Ein Herzinfarkt kann auch Angststörungen und Depressionen auslösen. Lassen Sie sich in diesem Fall von Ihrem Kardiologen, Ihrer Kardiologin beraten.
Ein Herzinfarkt ist die Folge einer chronisch fortschreitenden Krankheit, der Arteriosklerose. Ziel ist es, einen weiteren Herzinfarkt zu verhindern. Dies erfordert neben der Behandlung eine Mitarbeit der Betroffenen.
Lebensstiländerungen: Das Fundament für den optimalen Verlauf der Krankheit legt der Patient selbst. Die besten Medikamente und Eingriffe werden langfristig kein gutes Resultat bringen, wenn die Risikofaktoren nicht beseitigt oder behandelt werden. Zu einem gesunden Leben gehören: Rauchstopp, ausgeglichene Ernährung, Übergewicht vermeiden, genügend Bewegung und kein dauerhafter Stress.
Medikamentöse Behandlung: Medikamente, welche die Blutplättchen hemmen, verhindern eine weitere Gerinnselbildung. Solche Medikamente müssen in der Regel lebenslang eingenommen werden. Ebenfalls medikamentös behandelt werden die Risikofaktoren Bluthochdruck, hohe Blutfettwerte und Blutzucker.
Sie können selbst viel dazu beitragen, dass Ihre Gefässe gesund bleiben. So halten Sie das Risiko eines Herzinfarkts möglichst im grünen Bereich:
Verzichten Sie aufs Rauchen.
Ernähren Sie sich herzgesund, indem Sie sich an der Mittelmeerküche orientieren.
Bewegen Sie sich ausreichend gemäss unseren Richtlinien für Bewegung.
Vermeiden Sie Übergewicht.
Messen Sie Ihren Blutdruck regelmässig. Bluthochdruck erhöht das Risiko eines Herzinfarkts und Hirnschlags und muss gegebenenfalls medikamentös behandelt werden.
Lassen Sie Ihre Blutfettwerte – also Cholesterin und Triglyzeride – regelmässig messen. Wenn Sie diese unter Kontrolle halten, bleiben die Innenwände Ihrer Gefässe mit hoher Wahrscheinlichkeit lange intakt.
Lassen Sie Ihren Blutzucker regelmässig messen. Diabetes erhöht das Risiko eines Herzinfarkts und Hirnschlags und muss gegebenenfalls medikamentös behandelt werden.
Psychische Belastungen sind ein Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten. Achten Sie deshalb auch auf Ihre psychische Gesundheit.
Wo erhalte ich weitere Informationen und Unterstützung?
Bei Fragen zum Herzinfarkt helfen Ihr Hausarzt, Ihre Hausärztin oder der Kardiologe weiter. Werden Sie Gönner*in der Schweizerischen Herzstiftung und profitieren Sie von kostenlosen Angeboten wie Broschüren und unserem Newsletter sowie ab einer Spende von 60 Franken von einem HerzCheck® in der Apotheke.
Regelmässiges Fitness- und Bewegungstraining hält Sie in Form. Nutzen Sie das Angebot der Herzgruppen in der Nähe Ihres Wohnortes.
Das sagen Betroffene
«Heute bin ich auf viele Medikamente angewiesen, die ich täglich schlucken muss»
«Ich doch nicht», denken manche und werden dann doch von einem Herzinfarkt überrascht. Denn Gesundheitsrisiken bleiben manchmal unerkannt oder werden unterschätzt. Ausserdem können familiäre Faktoren eine Rolle spielen, wie bei der 62-jährigen Nicole Ducommun. Ein plötzlicher Infarkt hat ihr Leben ziemlich durcheinandergebracht.
Mehr dazu«Ich kann heute meine Situation akzeptieren»
Was passiert beim Herzinfarkt, wenn man in einem Bergdorf wohnt? Aristo von Weissenfluh hat deren drei erlebt und dazu noch einen Hirnschlag. Er und seine Familie überstanden nicht nur dramatische Momente, sondern kämpften auch lange mit Existenzängsten.
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