Rehabilitation nach Herzerkrankung
Dank einem gezielten Programm in einer Herz-Rehabilitation sollen sich Betroffene möglichst gut erholen, damit sie wieder ihren gewohnten Platz in Familie, Gesellschaft und Beruf einnehmen und ein aktives Leben führen können.
Was ist eine Herz-Rehabilitation?
Erfolgt nach einem Herzinfarkt, einer Herzoperation oder einer anderen Herz-Gefäss-Erkrankung eine Rehabilitation spricht man von einer Herz-Rehabilitation oder kardialer Rehabilitation. Ziel ist es, die körperliche Leistung wieder aufzubauen und Vertrauen in den Körper zurückgewinnen. Betroffene lernen, ungesunde Verhaltensweisen zu ändern und einen gesunden Lebensstil zu übernehmen. Schliesslich sollen die negative psychosoziale Auswirkungen verhindert oder reduziert werden.
Ob ein spezifisches strukturiertes Rehabilitationsprogramm angebracht ist, entscheiden Patient*innen gemeinsam mit der Ärztin oder dem Arzt. Für den Erfolg der Massnahmen braucht es vor allem den Willen und die Motivation der Patienten*innen. Rehabilitation bedeutet nicht in erster Linie, sich pflegen zu lassen, sondern sich aktiv mit der Krankheitserfahrung auseinanderzusetzen und zu lernen, was dem Körper gut tut.
Weshalb die Rehabilitation Vorteile bringt
Die koronare Herzkrankheit ist eine lebensbedrohliche chronische Krankheit. Über Ihre zukünftige Lebensqualität entscheidet deshalb nicht allein die korrekte medizinische Behandlung eines akuten Ereignisses (z.B. eines Herzinfarkts). Denn die zugrunde liegende Ursache, die Arteriosklerose, verschwindet nicht einfach nach der Spitalentlassung; sie wird sogar weiter fortschreiten, wenn es Ihnen nicht gelingt, ungesunde Lebensgewohnheiten über Bord zu werfen. Vom Arzt erhalten Sie Medikamente, von denen man heute weiss, dass sie nach einem Herzinfarkt lebensverlängernd wirken.
Entscheidender ist aber, was Sie selber für Ihre Gesundheit tun: Durch regelmässige Bewegung, eine ausgewogene, gesunde Ernährung und den Verzicht auf das Zigarettenrauchen können Sie Ihre Lebensqualität und Prognose deutlich verbessern. Das haben verschiedene grosse Untersuchungen eindrücklich bewiesen. Ein kardiales ambulantes oder stationäres Rehabilitationsprogramm zeigt Ihnen die notwendigen Vorbeugungsmassnahmen auf und hilft Ihnen, gute Vorsätze für einen gesünderen Lebensstil in die Tat umzusetzen.
Zurück im Alltag gilt es dann, das Gelernte konsequent und auf Dauer anzuwenden. Dies schaffen leider viele Menschen nicht: Bereits ein Jahr nach einer stationären Rehabilitation ist nur noch knapp die Hälfte der Patient*innen körperlich genügend aktiv, ein Drittel raucht wieder oder immer noch und annähernd drei Viertel sind übergewichtig. Studien belegen, dass manche Herz-Kreislauf-Patient*innen deshalb einer lebenslangen Nachsorge bedürfen und ihnen die dauerhafte Beibehaltung eines gesünderen Lebensstils in einer Herzgruppe, gemeinsam mit anderen Betroffenen, besser gelingt. Herzgruppen bieten deshalb vielen Betroffenen die beste Chance auf ein gesünderes und längeres Leben!
Rehabilitationsphasen
Die meisten Herz-Kreislauf-Patient*innen folgen einem strukturierten Rehabilitationsprogramm, das aus drei Phasen besteht:
- Phase I = Frühmobilisation im Spital
- Phase II = Ambulante oder stationäre Rehabilitation nach der Entlassung aus dem Spital
- Phase III = Langzeitrehabilitation
1. Frühmobilisation im Spital
Bei einer Herzerkrankung oder einer Herzoperation werden Sie in einer spezialisierten Spitalabteilung (Kardiologie) behandelt. Möglichst bald beginnt die erste Phase der Rehabilitation. Untersuchungen und Gespräche mit dem Arzt, der Ärztin und anderen Fachpersonen zeigen Ihnen, welche Risikofaktoren zur Erkrankung beigetragen haben. Sie erhalten erste Tipps, wie sie diese Faktoren in Zukunft reduzieren können. Diese Rehabilitationsphase beinhaltet zudem die körperliche Frühmobilisation (Aufstehen und Herumgehen in beschränktem Rahmen) sowie die psychische und soziale Betreuung, damit Sie das Ereignis gut verarbeiten können.
2. Ambulante Rehabilitation
In einigen Orten kann die Herz-Rehabilitation ambulant durchgeführt werden. Sie wohnen zuhause und besuchen zwei- bis dreimal wöchentlich ein Bewegungsprogramm, das von einem speziell ausgebildeten Sportlehrer*innen oder Physiotherapeut*innen geleitet wird und auf Herz-Kreislauf-Patient*innen ausgerichtet ist. Zusätzliche Angebote sind zum Beispiel Ernährungsberatung, Informationsveranstaltungen über vorbeugende Massnahmen sowie gemeinsames Wandern, Schwimmen und Velofahren.
Ein ambulantes Rehabilitationsprogramm dauert 4 bis 12 Wochen und wird von einem Arzt geleitet. Es besteht aus zwei bis drei wöchentlichen Trainings. Ein Notfallkonzept sorgt für Ihre Sicherheit, falls Komplikationen auftreten sollten. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin wird mit Ihnen besprechen, ob diese Rehabilitationsform für Sie geeignet und von Ihrem Wohnort aus möglich ist.
Vorteile der ambulanten Rehabilitation:
Erholung in gewohnter Umgebung
Einbezug der Familie und Partner*in in Lebensstilanpassungen
Übernahme von mehr Selbstverantwortung, ohne fixe Regeln einer stationären Einrichtung
Kennen lernen von regelmässiger körperlicher Betätigung in vertrauter Umgebung.
Nachteile der ambulanten Rehabilitation:
- Gefahr, sich zu früh wieder beruflichem und sozialem Stress auszusetzen
Überwachung weniger engmaschig und daher aus gesundheitlichen Gründen nicht für alle möglich
Verzeichnis der Institutionen mit ambulanter Rehabilitation in der Schweiz.
3. Stationäre Rehabilitation
Zur stationären Rehabilitation verbringen Sie 3 bis 4 Wochen in einem Rehabilitationszentrum. Dort werden Sie von Ärzt*innen und weiteren Fachpersonen individuell betreut. Wichtigster Bestandteil der stationären Rehabilitation ist ein Bewegungsprogramm, das Ihrer Leistungsfähigkeit angepasst ist (Gymnastik, Krafttraining, Nordic-Walking, Wandern, Schwimmen, Schneeschuhlaufen, Velofahren etc.). Zusätzliche Angebote sind zum Beispiel Ernährungsberatung, Informationsveranstaltungen über vorbeugende Massnahmen und Entspannungstechniken. Bei Bedarf können Sie eine psychologische Betreuung oder Sozialberatung in Anspruch nehmen.
Vorteile der stationären Rehabilitation:
Keine beruflichen oder häuslichen Stresssituationen
Umfassende Betreuung (vor allem für alleinstehende Personen von Vorteil)
Dank ständiger Überwachung sind intensivere körperliche Aktivitäten möglich
Engmaschige Begleitung von Risikopatient*innen
Gleichzeitige Behandlung allfälliger Begleiterkrankungen vermittelt starkes Sicherheitsgefühl.
Nachteile der stationären Rehabilitation:
Mehrwöchige Trennung von Familie und gewohnter Umgebung
Geringerer Einbezug von Familie und Partner/in bei Lebensstilanpassungen
Regeln der stationären Einrichtung reduzieren Selbstverantwortung
Verzeichnis der Institutionen mit stationärer Rehabilitation in der Schweiz.
Langfristige Nachsorge in einer Herzgruppe
Die Teilnahme in einer Herzgruppe ist eine ideale Möglichkeit, regelmässig körperlich aktiv zu sein, Gleichgesinnte zu treffen und Erfahrungen auszutauschen. Dadurch verbessert sich nicht nur die Prognose der Erkrankung, sondern auch das Wohlbefinden.
Die Schweizerische Herzstiftung fördert den Auf- und Ausbau der Herzgruppen. In der Schweiz gibt es heute bereits 140 Herzgruppen, darunter sicher auch eine in Ihrer Region.