Kardiologie oder Herzchirurgie?

Wenn am Herzen ein Eingriff vorgenommen wird, ist entweder die Kardiologie oder die Herzchirurgie beteiligt. Doch wer führt welche Behandlung durch?

Aktualisiert am 15. Februar 2024
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Kardiolog*in

Die Kardiologie war lange ein Teil der inneren Medizin und hat sich in den 1960er-Jahren zu einer eigenen Fachrichtung entwickelt. Die klassische Kardiologie beschäftigt sich mit der Diagnose und medikamentösen Behandlung von Herz-Kreislauf-Krankheiten.

1977 legte Andreas Grüntzig in Zürich den Grundstein für die interventionelle Kardiologie. Erstmals eröffnete er ein verengtes Herzkranzgefäss ohne chirurgischen Eingriff. Er benützte einen mit einem Ballon bestückten Katheter, den er über die Leistenarterie einführte und zum Herzen vorschob. Mithilfe des Katheters können interventionelle Kardiolog*innen heute viele Behandlungen am Herzen durchführen, die zuvor den Herzchirurg*innen vorbehalten waren.

Interventionelle Kardiolog*innen arbeiten im Katheterlabor. Ihre Eingriffe nehmen sie per Katheter an wachen Patient*innen vor. Die häufigsten Eingriffe sind Stenteinlagen in den Koronarien. Weitere Eingriffe sind: Verschluss des offenen Foramen ovale (PFO-Verschluss), Vorhofsohrverschluss, Implantation von Aortenklappen (TAVI), Clips für die Mitral- und Trikuspidalklappe sowie Katheter-Ablationen.

Herzchirurg*in

Eine gewisse Zeit lang konnte nur die Herzchirurgie Eingriffe am und im Herzen vornehmen. Legendäre Momente in der Herzchirurgie waren die erste Herztransplantation oder die erste Bypass-Operation, beides 1967.

Die Herzchirurgie findet im Operationssaal statt. Patient*innen erhalten eine Narkose. Herzchirurg*innen operieren meist am offenen Herzen, das heisst, sie durchtrennen das Brustbein und eröffnen den Brustkorb. Darüber hinaus braucht es eine Herz-Lungen-Maschine, um das Herz für den Eingriff stillzulegen. Herzchirurg*innen korrigieren Herzfehler, rekonstruieren oder implantieren Herzklappen, führen Gefässoperationen an der Aorta oder den Herzkranzgefässen durch.

Heute erfolgen gewisse Eingriffe der Herzchirurgie minimalinvasiv. Statt das Brustbein aufzuschneiden, dient eine kleine Öffnung zwischen den Rippen als Zugang zum Herzen. Man nennt dies auch Schlüssellochtechnik. Diese Technik wird bei manchen Bypass-Operationen und Klappenrekonstruktionen angewandt.

Herzteam

In grösseren Spitälern gibt es Herzteams. Diese setzen sich in gleichen Teilen aus dort tätigen Herzchirurg*innen und interventionellen Kardiolog*innen zusammen. Können Eingriffe sowohl per Katheter als auch per Herzoperation durchgeführt werden, entscheidet das Herzteam im Konsens, welche Lösung für die Patient*innen die beste ist. Beispielsweise, ob jemand eine Aortenklappe per Katheter (TAVI) erhalten soll oder einen chirurgischen Klappenersatz.