Genetisch bedingte Cholesterinwerte früh senken

Menschen mit einer Familiären Hypercholesterinämie profitieren von einer frühen Diagnose und der entsprechenden Behandlung ihrer hohen Cholesterinwerte. Die Anzahl der Diagnostizierten in der Schweiz zu erhöhen, ist das Ziel der CATCH-Studie, die von der Schweizerischen Herzstiftung finanziert wird.

Aktualisiert am 29. Januar 2024
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Cholesterin ist ein wichtiges Blutfett, das für viele Körperfunktionen benötigt wird, zum Beispiel zur Herstellung von Hormonen und Vitaminen sowie zum Aufbau der Zellwände. Das Cholesterin aber ist neben den Triglyzeriden auch an der Entstehung der Arteriosklerose beteiligt.

Cholesterin wird zu 85 Prozent in unserer Leber produziert. Von dort wird es in Form von Lipoproteinen ins Körpergewebe und wieder zurücktransportiert und abgebaut. Der Transport in die Zellen erfolgt als Low Density Lipoprotein (LDL). Bleibt zu viel LDL-Cholesterin im Blut, lagert es sich in den Gefässwänden ab und führt dort zu den Plaques, die den Blutfluss beeinträchtigen oder gar blockieren können. Der Rücktransport von überschüssigem Cholesterin erfolgt als High Density Lipoprotein (HDL). Daher ist ein hoher LDL-Wert schlecht, ein hoher HDL-Wert hingegen gut für die Herz-Gefäss-Gesundheit.

Cholesterin ist ein unbestrittener Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Krankheiten, insbesondere für den Herzinfarkt. Gemäss WHO können weltweit ein Drittel aller Herzinfarkte auf einen hohen Cholesterinwert zurückgeführt werden.

Die Cholesterinproduktion drosseln
Hohe LDL-Cholesterinwerte treten meist aufgrund unseres heutigen Lebensstils auf, insbesondere der unausgewogenen Ernährung, des Bewegungsmangels und des Übergewichts. Die Reduktion des erhöhten Cholesterinspiegels gehört zu den wichtigen Präventionsmassnahmen gegen Herz-Kreislaufkrankheiten. Lebensstilmassnahmen helfen, also eine Ernährungsumstellung, Gewichtsreduktion und ausreichend Bewegung. Reichen diese Massnahmen nicht, um den Cholesterinspiegel genügend zu senken, können Statine eingesetzt werden. Sie hemmen in der Leber die körpereigene Produktion von LDL-Cholesterin. In der Folge wird dort das benötigte Cholesterin kompensatorisch vermehrt dem Blut entnommen. In Kombination mit einem Statin kann Ezetimib verschrieben werden. Der Wirkstoff hemmt die Cholesterinaufnahme aus dem Darm und verstärkt so die Senkung des Cholesterinspiegels.

Genetische Faktoren erhöhen Cholesterinwerte
Auch genetische Faktoren können die Blutfettwerte erhöhen. Die Familiäre Hypercholesterinämie (FH) ist eine Erkrankung, von der in der Schweiz eine von 200 Personen betroffen ist und bei der die Cholesterinwerte unbehandelt schon im jungen Erwachsenenalter stark erhöht sind.

Es sind drei Genmutationen bekannt, die für die meisten Fälle der FH verantwortlich sind. Man spricht dann von einer monogenetischen Krankheit, bei der ein einzelnes Gen für die Erkrankung ausreicht. Sind keine der drei Genmutationen für die Erkrankung verantwortlich, geht man von einer Akkumulation von genetischen Varianten aus, die in ihrer Kombination das LDL erhöhen. Man spricht dann von einer polygenen FH.

Den Abbau von LDL in der Leber erhöhen
Bei einer FH ist die Funktionsfähigkeit der LDL-Rezeptoren auf den Leberzellen gestört, die Zellen können das LDL-Cholesterin im Blut nicht genügend aufnehmen und abbauen. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Enzym PCSK9. Es bindet an die LDL-Rezeptoren, was dazu führt, dass diese abgebaut werden. Bei der seit 2015 verfügbaren Wirkstoffgruppe der PCSK9-Hemmer handelt es sich um monoklonale Antikörper, die unter die Haut gespritzt werden. Sie hindern PCSK9 daran, sich an die LDL-Rezeptoren zu binden. Dadurch werden weniger Rezeptoren abgebaut und die Leberzellen können mehr LDL-Cholesterin aus dem Blut aufnehmen. Die PCSK9-Hemmer senken in Kombination mit Statinen das LDL um bis zu 70 Prozent. Die Reduktion des kardiovaskulären Risikos ist dadurch mit jener bei Patientinnen und Patienten ohne FH vergleichbar.

FH möglichst früh diagnostizieren
In der Schweiz ist die FH stark unterdiagnostiziert, man geht davon aus, dass nur rund 10 Prozent der etwa 40'000 Betroffenen ihre Krankheit kennen. Aufgrund der immer besseren Behandlungsmöglichkeiten einer FH wäre eine möglichst frühe Diagnose jedoch angebracht und gar lebensrettend. Ein von der Schweizerischen Herzstiftung mit 500'000 Franken unterstütztes Forschungsprojekt sucht nach einem Weg, wie der Anteil der Diagnostizierten erhöht werden kann. Die CATCH-Studie untersucht die Einführung eines nationalen Kaskaden-Screenings, das in anderen Ländern wie Dänemark oder den Niederlanden zu einer Diagnoserate von bis zu 80 Prozent beigetragen hat. Beim Kaskaden-Screening werden potenziell gefährdete Verwandte ersten Grades von bereits Diagnostizierten zu einem Gentest motiviert. Mithilfe einer webbasierten Plattform können Betroffene den Kontakt zwischen den Verwandten und einer am Programm beteiligten Fachklinik herstellen. Die Studienleitung hofft, durch ein solches Kaskaden-Screening den Anteil diagnostizierter FH in der Schweiz auf über 40 Prozent zu steigern.

Mehr dazu auf: catch.unisante.ch

Die Schweizerische Herzstiftung fördert Forschungsprojekte, um Patientinnen und Patienten in Zukunft besser helfen zu können.
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