«Die KI hilft uns, Muster zu erkennen»

Die spontane Koronardissektion ist eine seltene Ursache für einen Herzinfarkt. Vor allem junge Frauen sind betroffen. Mit Hilfe einer Datensammlung und der künstlichen Intelligenz (KI) will Jelena Templin-Ghadri mehr über die Krankheit erfahren.

Aktualisiert am 15. Februar 2024
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Was ist eine spontane Koronardissektion?
PD Dr. Jelena Templin-Ghadri:
Die Herzkranzarterien bestehen aus mehreren Schichten. Bei einer spontanen Koronardissektion, auch SCAD genannt, reissen eine oder mehrere Schichten plötzlich ein. Es kommt zu einer Blutung, wodurch sich die Arterie verschliesst. Dies führt zu einem Herzinfarkt mit einer entsprechenden Prognose.

Kommt dies häufig vor?
Dazu gibt es noch keine verlässlichen Zahlen. Wahrscheinlich wird die Häufigkeit der SCAD unterschätzt. Man geht davon aus, dass 2 bis 4 Prozent der Herzinfarkte dadurch verursacht werden. Bei Frauen unter 50 Jahren jedoch sind es 35 Prozent. Die SCAD trifft vor allem jüngere oder schwangere Frauen.

Sind gewisse Personen besonders gefährdet?
Auch darüber weiss man wenig. Die klassischen Risikofaktoren eines Herzinfarkts treffen wir bei SCAD-Patient*innen nicht an. Eine angeborene oder erworbene Gefässwandschwäche spielt möglicherweise eine Rolle. Ausgelöst wird die SCAD häufig durch emotionalen oder körperlichen Stress.

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Jelena Templin-Ghadri erforscht am Universitätsspital Zürich, wie man eine gefährliche spontane Koronardissektion besser behandeln kann. Die Schweizerische Herzstiftung unterstützt das Forschungsprojekt.

Wie kann man die SCAD behandeln?
Eine dafür entwickelte Akuttherapie gibt es noch nicht. Wir wissen auch nicht, wie wir eine SCAD im weiteren Verlauf optimal behandeln. Sollen wir Aspirin geben oder schadet es? Um solche Fragen zu klären, brauchen wir mehr Daten. Dazu bauen wir ein SCAD-Register auf.

Wozu dient ein solches Register?
Wenn eine Krankheit selten vorkommt, müssen wir, um sie erforschen zu können, sehr viele gute Daten sammeln. Momentan nehmen 27 Kliniken weltweit an unserem Register teil. Wir haben aktuell 550 Patient*innen erfasst. Um die Daten systematisch zu analysieren, brauchen wir jedoch noch viel mehr. Dann können wir auch die künstliche Intelligenz einsetzen.

Was soll die KI leisten?
Die KI kann aus einer grossen Datenmenge die Patient*innen in verschiedene Gruppen einteilen und Muster erkennen. Diese Muster helfen uns beispielsweise herauszufinden, welche Faktoren zu besseren oder schlechteren Prognosen führen. Entsprechend werden wir künftig die Therapie anpassen, um SCAD-Patient*innen optimal zu betreuen. 

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