Reisetipps
Ferien und Reisen sind für viele Menschen mit grosser Freude verbunden. Personen mit einer Herz-Kreislauf-Krankheit bilden in dieser Beziehung keine Ausnahme. Damit alles gut verläuft, gilt es ein paar Dinge zu beachten.
Reisetipps für Herz-Kreislauf-Kranke und ihre Angehörigen
Die gute Nachricht: Ferien im In- und Ausland sind grundsätzlich für Personen mit einer Herz-Kreislauf-Krankheit möglich. Wenn Sie Ferien und insbesondere eine längere Flugreise ins Ausland planen, sollten Sie sich aber gut vorbereiten.
Reisen, insbesondere Flugreisen, können körperlich und psychisch anstrengend sein. Man muss oft weite Strecken zu Fuss bewältigen oder in Warteschlangen anstehen. Das Gepäck und die ungewohnte Hektik des Reisens können zusätzlich belasten. Im Flugzeug steigen Herzfrequenz, Blutdruck und Sauerstoffverbrauch des Herzens aufgrund des leichten Sauerstoffmangels an. Dies kann für Personen mit Herz-Kreislauf-Krankheiten ein Problem bedeuten.
Wann ist man reisefähig?
Entscheidend für die Reisefähigkeit ist eine stabile Krankheitssituation und eine ausreichende körperliche Belastbarkeit. Ausserdem sollten sich vor der Reise Symptome wie Atemnot, Gewichtszunahme (Wassereinlagerungen), Leistungsbeeinträchtigung, Brustenge (Angina pectoris) oder Herzrhythmusstörungen nicht verschlechtert haben. Ab welchem Zeitpunkt nach einem Ereignis oder Eingriff die Reise angetreten werden kann, muss mit der Ärztin oder dem Arzt geklärt werden.
Vor, während und nach der Reise
Entscheiden Sie sich für ein Land oder eine Gegend mit gemässigtem Klima und in nicht allzu grosser Höhe. Sehr kalte (unter 5° Celsius) oder sehr warme Temperaturen (über 30° C) und Aufenthalte über 2500 Meter über Meer stellen ein Risiko für Personen mit Herz-Kreislauf-Krankheiten dar. Stress und ein vollbepacktes Programm belasten Herz und Kreislauf unnötig. Planen Sie genügend Pausen und Zeitreserven ein. Reisen Sie mit leichtem Gepäck und lassen Sie sich beim Tragen helfen. Vermeiden Sie ungewohnte Belastungen wie schwere Expeditionen oder Bergtouren, Bungee-Jumping, Canyoning, Rafting und so weiter.
Überprüfen Sie die Leistungen Ihrer Versicherungen bei Auslandaufenthalten für Krankheit, Behandlung, Pflege, Transport und Rückführung und schliessen Sie wenn nötig zusätzliche Versicherungen ab.
Fragen Sie Ihren Arzt nach den medizinischen Dokumenten, die Sie mitnehmen sollten. Dazu können gehören:
- Persönlicher Notfallausweis mit Angaben aller Diagnosen, die Sie erhalten haben
- Bericht der letzten ärztlichen Konsultation
- Elektrokardiogramm (EKG)
- Aktuelle Medikamentenliste
- Gerinnungshemmungs-Ausweis, falls Sie Blutverdünner nehmen
- Endokarditis-Ausweis (für allenfalls nötige Zahnbehandlungen und Operationen)
- Echokardiografiebericht (bei Herzklappenfehlern oder einer Herzinsuffizienz)
- Schrittmacherpass, wenn Sie einen Herzschrittmacher, einen implantierten Defibrillator (ICD), ein CRT oder ein Gerät implantiert haben, das ihr EKG laufend aufzeichnet.
Nehmen Sie die verschriebenen Medikamente in einer ausreichenden Menge mit. Notieren Sie in einer Liste die Dosierungen, Name der Medikamente und Wirkstoffe, da einige Medikamente im Ausland anders heissen. Lassen Sie sich in der Apotheke auch eine Reiseapotheke zusammenstellen mit Medikamenten, die sich für Sie eignen. Versorgen Sie Ihre Medikamente immer im Handgepäck. Vergessen Sie die Beipackzettel der Medikamente nicht. Sie enthalten wichtige Angaben.
Wenn Sie in Länder reisen, die besondere Impfungen oder eine Malaria-Prophylaxe vorschreiben, sollten Sie sich etwa vier bis sechs Wochen vor der Abreise darum kümmern. Besprechen Sie die Impfungen mit dem behandelnden Arzt, der behandelnden Ärztin.
Lange Flüge, aber auch stundenlange Bus-, Auto- oder Bahnfahrten erhöhen die Thrombosegefahr mit dem Risiko einer Lungenembolie. Venenthrombosen können bis zu acht Wochen nach der Reise auftreten. Diesem Risiko können Sie mit einfachen Massnahmen vorbeugen:
- Buchen Sie wenn möglich einen Gangplatz.
- Tragen Sie keine engen Kleider, deponieren Sie kein Gepäck im Fussraum, ziehen Sie die Schuhe aus.
- Tragen Sie Stützstrümpfe, falls Sie zu Ödemen in der Knöchelregion neigen.
- Stehen Sie von Zeit zu Zeit auf und gehen Sie herum.
- Halten Sie Zehen, Füsse und Beine in Bewegung (Wadenmuskeln aktivieren).
- Schlagen Sie die Beine nicht übereinander.
- Trinken Sie ausreichend, nehmen Sie jede Stunde ein Getränk ohne Kohlensäure zu sich.
- Vermeiden Sie Alkohol.
- Nehmen Sie keine starken, lang wirkenden Schlafmittel.
Personen, die bereits eine Thrombose oder Lungenembolie erlitten haben, die zu Thrombosen neigen oder in den letzten ein bis zwei Monaten einen grösseren chirurgischen Eingriff hatten, brauchen eventuell eine vorbeugende Behandlung.
Folgende Personen sind ebenfalls gefährdet und sollten vorbeugende Massnahmen mit dem Arzt oder der Ärztin besprechen: Schwangere Frauen, Frauen, welche die Antibabypille einnehmen und rauchen, Personen über 70 Jahre, mit starkem Übergewicht, Krampfadern, Neigung zu Schwellungen in den Beinen.
Orientieren Sie sich vor der Abreise über die medizinische Versorgung an Ihrem Ferienort, das heisst: Notfallnummer, eventuell Spital- und Arztadressen. Füllen Sie mit Hilfe Ihres Arztes Ihren persönlichen Notfallausweis aus.
Sicherheitskontrollen am Flughafen wie auch die Diebstahlsicherung in Warenhäusern beeinträchtigen den Herzschrittmacher oder ICD nicht. Allerdings sollten Sie dort nicht stehen bleiben, sondern zügig hindurchgehen. Weisen Sie darauf hin, dass Sie einen Schrittmacher oder ICD tragen. Zeigen Sie dem Sicherheitspersonal Ihren Schrittmacher- oder ICD-Trägerausweis.
Wenn Sie für die Flugreise Unterstützung brauchen, sollten Sie bei der Fluggesellschaft ein sogenanntes SAF/MEDIF-Formular einreichen. Das Formular wird von der International Air Transport Association (IATA) herausgegeben und enthält alle für die Fluggesellschaft notwendigen Informationen Ihres Arztes oder Ihrer Ärztin.
Kälte, Hitze, grosse Temperaturschwankungen und Zeitumstellungen belasten Herz und Kreislauf. Geben Sie sich genügend Zeit für die Angewöhnung am Urlaubsort. Passen Sie Kleidung und Aktivitäten den Temperaturen an und legen Sie sich nicht stundenlang in die Sonne. Halten Sie sich auch in den Ferien an die vom Arzt empfohlene Bewegung. Muten Sie sich nicht zu viel zu und gehen Sie Besichtigungen, Ausflüge und sportliche Aktivitäten langsam an.
Achten Sie auch in den Ferien auf eine ausgewogene, leichte Ernährung nach mediterraner Art. Halten Sie Mass mit dem Essen und dem Alkohol und trinken Sie genügend Mineralwasser, da bei Wassermangel Herz-Kreislauf-Probleme auftreten können.
Trinken Sie bei Durchfall viel, um eine Entwässerung des Körpers zu verhindern. Kontaktieren Sie bei einer Durchfallerkrankung aber unbedingt telefonisch Ihren Arzt, um das richtige Verhalten mit ihm zu besprechen.
Auch wenn Sie sich in den Ferien gut und entspannt fühlen, ist es wichtig, dass Sie die Medikamente zuverlässig einnehmen. Bei Fernreisen mit Zeitverschiebung sollten Sie die Medikamente zuerst gemäss Schweizer Zeit nehmen und dann allmählich innerhalb von drei Tagen auf die Lokalzeit umstellen.
Sie sollten nicht reisen, wenn …
- die Herzoperation weniger als vier bis sechs Wochen zurückliegt.
- Sie eine zwar stabile Angina pectoris haben, aber schon bei geringer Belastung Beschwerden wie Brustenge, Schmerzen oder Atemnot haben.
- Sie an einer instabilen Angina pectoris leiden.
- Sie an schweren Herzrhythmusstörungen leiden.
- Sie an einer schweren Herzinsuffizienz mit Atemnot bei niedriger Belastung und plötzlicher Bewusstlosigkeit leiden.
- Sie einen schweren noch nicht richtig eingestellten Bluthochdruck haben.
- kurz vor Abreise neue Symptome aufgetreten sind wie
- zusätzliche Einschränkung der körperlichen Belastbarkeit;
- zunehmende Atemnot;
- tendenziell stärker und länger dauernde Schmerzen bei Angina pectoris;
- zunehmende Ödeme (Wassereinlagerungen) in den Unterschenkeln und plötzliche Gewichtszunahme;
- starker Schwindel, plötzliche Bewusstlosigkeit.
In den ersten vier bis sechs Wochen nach einem Herzinfarkt oder Hirnschlag entscheidet der Arzt oder die Ärztin, ob die geplante Reise angetreten oder besser auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden soll.